One line

Devices & Desires

Di 27.10.15, 19:30Uhr
Berlin/ExRotaprint

Simon Løffler: f

für vier Instrumentalisten und vier Stimmen (2015)

 

Genoël von Lilienstern: Purple Dinosaur Variations

für drei Stimmen, Harfe, Schlagzeug, Bassklarinette, Flöte und Elektronik (2015)
Szenische Gestaltung: Ariel Efraim Ashbel

 

Ricardo Eizirik: music while waiting/music while working

für vier Instrumentalisten und drei elektronisch verstärkte Performer (2014)

 

Paul Frick: Fake Sounds Like You/Tastes Like Love/Feels Okay

für vier Stimmen, Harfe und Snaredrum (2015)

 

Ensemble Adapter, Berlin

Neue Vocalsolisten, Stuttgart

 

 

»Devices and Desires« entsteht in Zusammenarbeit des Berliner Ensembles Adapter mit den Neuen Vocalsolisten. Beide Ensembles verbindet das experimentelle kammermusikalische Arbeiten und die Recherche nach neuen instrumentalen beziehungsweise vokalen Ausdrucksformen in enger Zusammenarbeit mit Komponistinnen und Komponisten.

 

Drei junge, in Berlin ansässige Komponisten sind beauftragt, für die beiden Ensembles zu schreiben und neben instrumentalen sowie vokalen Klängen auch mechanische oder elektronische Quellen in die Musik integrieren. Der Titel »Devices and Desires« reflektiert die heutige Normalität von technischen Geräten in unserem Alltag einerseits, eine dahinter liegende Sehnsucht nach emotionaler Erfüllung durch Musik andererseits.

 

»Devices and Desires« stellt sich der Aufgabe, technische Gegenstände dem Alltag zu entreißen und sie in einen musikalischen Kontext einzubringen. Elektronische Geräte werden zu Musikinstrumenten, Menschen werden zu musikalischen Maschinen. Grenzen werden ausgelotet, Interaktion und Kommunikation werden zum musikalischen Material.

 

Genoël von Lilienstern: Musik als Körperkunst

Genoël von Liliensternüber seine Musik:
Im Gegensatz zu dem, ätherische Dematerialisation nahelegenden, Begriff der »Musik als Zeitkunst« liegt mein Arbeitsschwerpunkt auf der »Musik als Körperkunst«. Bei der Benutzung von technologischen Körpern, dass heisst von Medien der Klangwiedergabe und Klangerzeugung, gibt es eine Tendenz die Körper die die Musik tragen auszublenden. Der Computer scheint nur zu simulieren, was andere Körper tun oder tun würden. Das Selbe gilt für Lautsprecher. Wenn Musik auf einem Simulationsmedium immer abrufbar ist, verliert sie ihren Wert. Man hat das Gefühl, dass nichts »passiert«. Andere Rezeptionsmechanismen, wie die inhaltliche Aufwertung durch das geschriebene Wort sollen diesen Wertverfall ausgleichen. Die körperlichen Objekte sind aber »da«. Der Lautsprecher ist ein Körper. Der Computer auch. Weil die alten klassischen Klangkörper zu überfrachteten Bildern erstarrt sind, mit denen sich keine Kunst mehr machen lässt, geht es in meinen Kompositionen um die Körperrealität der aktuellen Musikmedien. Der Blick ist gerichtet auf Lautsprecher, Roboter, akustische Flugdrohnen und verkabelte Menschen.

 

Simon Løffler: Musik durch Interaktion

Simon Løffler über seine Musik: »Trying to start over again all the time. Trying to work with many limitations. Trying to progress.« LøfflersArbeiten konzentrieren sich derzeit vor allem auf das Erschaffen neuer Arten von Instrumenten, die auf Interaktion der ausführenden Musiker untereinander basieren. Er arbeitet dabei hauptsächlich mit elektrischen Geräten wie Neonröhren, Stromleitungen oder Audiokabel. Es geht um Herstellung von Stromkreisen, Rückkopplungen u.ä.immer unter unmittelbarer Beteiligung des menschlichen Körpers. Erst die Gemeinschaft ermöglicht den Klang.

 

Paul Frick: Mensch vs. Maschine

In seinen Instrumentalkompositionen hat sich Paul Frick stets mit dem Spannungsfeld zwischen Mensch und Maschine auseinandergesetzt. Er benutzt dazu Mittel, die ihm aus seiner Arbeit in der elektronischen Musik bekannt sind. Er bedient sich dabei vor allem analoger Mittel, setzt Geräte wie Loopstation, Drumpads, Diaprojektor o.ä. einimmer unter Einbeziehung ihrer eigenen Klangcharakteristik oder mit vorproduzierten Samples der echten Instrumente. Musikalisch reflektiert er dabei seine Herkunft aus der elektronischen Clubmusik und bringt tanzbare Beats in einen Kunstmusik-Kontext auf der Konzertbühne.

 

Ensemble Adapter
© Maria Gudrun Runarsdottir