One line

Zeynep Gedizlioğlu: Kelimeler

für fünf Stimmen

(2013/2014)

»Das Ziel ist im Weg.« So ungefähr formulierte Zeynep Gedizliogluvöllig konträr zu Josep Sanz’ Komponieren mit offenem Ausgangihre Situation auf der Zielgeraden bei der Komposition von Kelimeler. Denn das im Entstehen befindliche Stück sollte sich deutlich von früheren Kammermusikwerken unterscheiden.
»Kelimeler ist ein Werk geworden, dessen ‘Identität’, Substanz und Inhalt es durch den Konflikt mit sich selbst erfindet, definiert, sich davon entfernt und wiederfindet. Wie dieser Konflikt durchgeführt ist, hat mit einer Suche nach den Verhältnissen, Verbindungen und Nicht-Verbindungen zu tun; nach dem Offensichtlichen im Abwesenden und umgekehrt. Es ist eine Aussage und eine Frage zugleich, die mit den gleichen Worten und Sätzen unermüdlich um sich kreist, dessen Ausweg, durch diesen beharrenden und beharrend unterbrochenen und trotzdem sich weiterdrehenden Kreis, sich ahnen und spüren lässt.«
Also nicht das Fortspinnen einer Bewegung, die aus einer impulsiven Geste heraus entsteht, nicht das Aufbauen von Spannung, keine ornamentalen Verläufe und rhythmischen Überlagerungen und nicht die gewohnte instrumentale Wendigkeit.
Sondern »etwas, das Ecken hat«, zwei konträre musikalische Ideen, Aktionen, die von anderen gestoppt werden, Extremlagen, Brüche. Warum Zeynep Gedizlioglu keine Arabesken im Gesang mag und nicht die direkte Emotionalität arabischer Popmusik, beschreibt sie im Video, das zur Zeit der Unruhen auf dem Taksim-Platz in Istanbul entstanden ist. Kelimeler ist vielleicht ihre Reaktion darauf. Die Komponistin entwickelt es aus dem Charakter der türkischen Sprache, und sie hat Worte der Dunkelheit gewählt, Worte der Entschlossenheityeter, »es ist genug«um ihre Version von Direktheit in Musik zu übertragen. Ein unruhiges, rohes, beharrliches Stück.
»Es gibt keinen Kontrast. Das interessiert mich dabei. Es gibt keinen Kontrast und keine Balance oder etwas, das die Dunkelheit weg macht. Oder besser ausgedrückt: Es gibt keinen Kompromiss zwischen Dunkelheit und Dunkelheit. Es gibt keine leichte oder weiße Dunkelheit, sondern nur eine dunkle Dunkelheit. Ich liebe es, dass es keinen Kompromiss gibt.«

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Der Kompositionsauftrag wurde gefördert von der Ernst von Siemens Musikstiftung