One line

Boris Filanovsky: Endliche Melodie

für sechs Stimmen

(2015)

Momentan traue ich weder dem Singen noch der »rohen« Stimmhaftigkeit. Ich empfinde beides als Verschleierung und Routine, jedes auf seine Weise. Um diesem Dilemma zu entkommen, dachte ich über ein maskierendes Medium nach, einen äußeren Klangkörper, um die Sänger dagegen ankämpfen oder sich dahinter verstecken zu lassen. So gesehen, empfand ich das Melodion simpel und effektiv. Es verlangt strenge Atemkontrolle, es erlaubt, beide Arten von Klang zu mischen, erlaubt nicht, Vokale zu artikulieren, ermöglicht reiche Harmonien und Multiphonics. Mit anderen Worten das Melodion ist eine Erweiterung der Stimme, die tatsächlich gar nicht erweitert, sondern einschränkt: eine passende kontroverse Kombination.

Was den Titel betrifft: Er ist absichtlich trivial. Jegliche Melodie hat ihr Ende, außer der Unendlichen Melodie; aber sogar in diesem Fall wissen wir, bis wohin sie nicht endet.

(Boris Filanovsky)